Die Gibb River Road (GRR) mit ca. 665 Km Länge ist eine der meistbefahrensten Offroad-Strecken Australiens. Die Historie begann 1960 als Beef Road.
Sie wurde also angelegt, um Schlachtvieh von den entlegenen Farmen der Kimberley-Region nach Derby zu transportieren. Im Jahre 1962 bekam die GRR ihren heutigen Streckenverlauf. Sie führt durch die bergige Buschlandschaft des Nordwestens Australiens, den Kimberleys (Kimberley Plateau). An ihr liegen etliche wunderschöne Gorges (kleine Schluchten bzw. Wasserstellen). Eine Fahrt auf der GRR (als unbefestigte Straße) trägt zu den Kuriositäten eines typischen individuellen Outbackurlaubs bei. Sie besteht aus mehreren Straßenbelegen. Sie ist eine Schotter- oder Wellblechpiste, zu Beginn auf beiden Seiten geteert (nur wenige Kilometer), ein Dirt-Track und sehr oft mit Furtdurchfahrten durchsetzt. In einem der trockensten Kontinente wird man von einem Wasserfall zum nächsten geführt...! Das Städtchen Derby ist Versorgungszentrum für das westliche Ende der Kimberleys. Sehenswertes gibt es hier nur wenig - die Einheimischen dürften im wesentlichen an ihrem Race-Track interessiert sein, während es die Touristen wohl eher in den kleinen Botanischen Garten oder auf die Jetty zieht, die aber seit 1982 nicht mehr für den Schiffsverkehr benutzt wird. Nahe der Stadt liegt ein Luftwaffenstützpunkt und der berühmte Prison Tree. In die-sem hohlen Boab Baum mit einem Umfang von 14 m wurden früher tatsächlich "Aboriginal Gefangene" über Nacht eingesperrt, um sie tags darauf ins nächstgelegene reguläre Gefängnis transportieren zu können. Sehenswert an der GRR ist die bergige Landschaft mit ihren idyllischen Schluchten und Wasserstellen der Kimberleys. Die Highlights sind hierbei die Windjana Gorge NP, Tunnel Creek NP, Bell Gorge, die Manning Gorge, Miner's Pool (Drysdale River NP) und das malerische El Questro Wilderness Park mit der Amalia Gorges und Zebedee Springs. Der Weg ist schmal und nicht einfach zu befahren und ist zumindest eine schlammige Furt mit steilen Auffahrten haben. Furtdurchquerungen, z.T. zwischen 25 bis 70 cm Tiefe, sind ohnedies mit Bedacht zu durchfahren. Die längste ist die Pentecost River Crossing. Vorsicht ist geboten, weil die z.T. spitzen Steine im Flussbett regelrechte Reifentöter sind. Wir waren zweimal mit von der Partie! Und, man will es garnicht wahr haben, es existieren auf bzw. an der GRR "Werkstätten" die derartige Reifenschäden kurzfristig beheben und die Bezahlung ist mit Kreditkarte möglich! Sehr beeindruckend sind auch die Mitchell Falls, die aber 240 km von der eigentlichen Gibb River Road entfernt nahe der Küste am Rande des Mitchell Plateaus lie-gen. Dieser Zweitages-Abstecher auf der Kalumburu Road lohnt sich jedoch allemal. Nach einem 45min. Fußmarsch hat man dort einen beeindruckenden Ausblick auf die Mitchell Falls (ca. 70 m Tiefe) und später noch mal (ca. 30 m über vier Stufen hin-weg) auf das Tal des Mitchell Rivers. Wer will, kann hier auch Helikopter- Rundflüge buchen. Diese gibt es auch ab Drysdale River Station, wo wir gebucht hatten. Über 2 ¼ Stunden Flugzeit bei einem moderaten Preis von 320 AUD p.P. über unberührtes Land, das war Genuss pur und den Preis wert! Auf dem letzten Stück Weg zu den Mitchell Falls (ca. 0,1km vor und 6 km nach der Furt durch den King Edward River) finden sich zwei kleine Gebiete mit Felsmalereien und Bestattungsstädten. Kununurra ist ein kleines Städtchen am nordöstlichen Ende der GRR, die erst in den 60er Jahren gegründet wurde. Sie ist Versorgungzentrale für die östliche Hälfte der Kimberleys und hat sich dem Tourismus verschrieben. Von hier führen viele organisierte Touren in die nahen Kimberleys. Zudem liegt die Stadt am Rande eines großen Stausees und bietet daher viele Wassersport- und Bademöglichkeiten. Zwischen Gibb River HS und Kununurra herrscht reger Cattle (Rinder)-Train Verkehr (Roadtrains mit zwei Aufliegern, die gnadenlos über die Wellblechpiste brettern). Man sollte sich tunlichst weit vor oder weit hinter diesen Ungetümen halten. Überholmanöver können schnell gefährlich werden, da die GRR zu dieser Zeit recht stark! befahren ist. Von Dezember bis April (Wet Season) ist die Straße wegen Überflutungen oft unpas-sierbar. Die unübersehbaren Hinweistafeln auf der östlichen und westlichen Seite des Beginns der GRR zeigen genau, welche Teilstrecken befahrbar sind. Besonders in der Mitte der Strecke können dann Flussdurchquerungen schnell zum unüber-windbaren Hindernis werden. Die beste Reisezeit für die Befahrbarkeit (4WD Fahrzeuge sind empfehlenswert, auf den letzte ca. 300 Km sind diese Pflicht) sind die Monate Mai bis Juli (Australischer Winter), zu unserer Zeit stand das Thermometer bei ca.21°C am Morgen und 32°C um die Mittagszeit herum. Unser Kimberley Abenteuer auf der GRR, einschließlich aller Abstecher, dauerte sieben Tage. Die lästige Mückenplage hält sich dabei in Grenzen. Zu spät im Jahr sollte man aber auch nicht reisen, da es sonst sehr heiß wird und kaum noch Wasser in der Gorges zu finden ist.