Wer trotz der Aufbruchsstimmung der Araber Nordafrikas dahin reisen möchte, den empfehle ich, den große Süden von Marrakech her, über den
Hohen Atlas fahrend, zu erkunden!
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Wenn man mit Ryanair nach Marrakech fliegt, dann hat man schon etwas Geld gespart und ist in ca. 3,5 Std. am Ausgangspunkt einer schönen Reise. Wir,
Hendrik, Udo und ich haben das im Januar 2011 auch getan. Nach dem Hire Car abfassen am Airport Menara geht’s hinein in den Schmelztiegel Marrakech. Aber erst einmal lang machen im Riad
Hotel Fantasia, es ist nichts bewegendes, aber in der City von Marrakech, nicht teuer und man kennt sich eben! Dann aber geht es los und ab ins Getümmel auf den Platz der Plätze "Jemaa el
Fna"! Dort wackelt die Wand, dort brennt die Luft, ein Heidenlärm, überall brutzelt etwas zum Essen und Menschen aus aller Herren Länder! WAHNSINN!
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Danach ist aber Schluss mit lustig und mit dem Hire Car geht´s ab in Richtung Süden, immer bergan immer höher hinauf geht es. Man fährt vorbei an
pompösen Villen und je weiter man sich dem Pass Tizi n Tichka nähert (in Richtung Quarzazate) desto ärmlicher werden die Lehmbehausungen und die Berber, bzw. arabisierten Berber leben zum
Teil in bitterer Armut. Die Enthaltsamkeit hat die Menschen geprägt! Auf der Südseite des Hohen Atlas wechselt dann die Vegetationsform und es wird zunehmend trockener, sandiger und die
grünen Oasen in der sonst vom terrakotta braun geprägten Landschaft nehmen Gestalt an. Man fährt eben in Richtung Sahara! Nach ca. 210 km sind wir dann in Quarzazate!
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Nach einer Nacht in einem günstigen Hotel, große Ansprüche sollte man nicht unbedingt stellen, geht es weiter auf der Straße der Kasbah´s über den
Tizi-n-Taddert Pass nach Boumaine Dades, ca. 120 Km. Nun beginnen für den Auslöser der Kamera die Tage der Schwerstarbeit! Also, hinein in die Dadesschlucht, vorbei an Ait -Youl und Ait -Ali
immer höher hinaus in den Hohen Atlas bis nach Tilmi. Schon kurz davor hört die ordentliche Straße auf und man sollte nur noch mit 4 x 4 Cars unterwegs sein. Die Fahrt entwickelt sich zu
einer faszinierenden Pistentour, es macht Laune! Wir wollen nach Agoudal (ca.3000 m hoch), es wird immer dunkler und als es dann wieder bergab geht sehen wir in der Ferne Lichter, wir sind
spät in Agoudal (ca. 115 Km) angelangt.
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Ein paar heiße Tee´s, wunderschöner Singsang der Dorfbewohner am warmen Ofen ind er Auberge und dann erschöpft in die eiskalte Koje, drei Mann auf
engstem Raum und einfachste Kategorie, macht nichts, so eng beieinander, das hält warm!
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Nach keinem Breakfast aber ausgeschlafen geht's dann wieder eine vollkommen neu gebaute Straße hinab über den Tizi-Tirherhouzine (2700 m) Ait- Hani,
Tamtattouchte in die Todra Schlucht. Im Gegensatz zur Dadesschlucht führte die Todraschlucht kein Wasser! Dafür aber glühten wieder die Auslöser der Kameras! Ein Motiv schöner als das andere,
man möchte hier bleiben, doch - unser Weg ist noch lang, wir laben unsere Seele an der Schönheit dieses Fleckchens Erde! Alsdann fahren wir weiter über Tinerhir, Asrir und dann den "Abkürzer"
über Touroug und Jorf nach Erfoud was schlappe 300 Km waren.
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Vor den Toren Rissani´s sollte man im Museum für Fossilien und Mineralien Marokkos halt machen, hier erfährt man vieles mehr über das, was vor vielen
millionen Jahren, als dieser Teil Afrika´s noch Meeresboden war, hier passierte! Noch knapp 50 Km in Richtung Süden und wir sind in Merzouga, an oder besser gesagt, in der Erg Chebbi! Hier
sollte man nicht die erst beste Kasbah für die Übernachtung wählen, denn man ist schnell bei 60 bis 90 € p.P. für Übernachtung und 2 x Essen. In der Kasbah "Panorama" geht das auch um einiges
billiger! Ansonsten ist hier der Ausgangspunkt für Kamel-, 4x4 Car und Off Road Touren. Aber diese Preise sind gepfeffert, da lassen die Marokkaner erkennen, was sie im Ausland in Sachen
Massentourismus gelernt haben. Hier kostet sogar das Fotografieren in den Dünen Geld, wenn man nicht aufpasst!
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Lebe wohl Erg Chebbi, jetzt geht es weiter in Richtung Westen nach Alnif. Hier ist als Liebhaber von Mineralien und Fossilien oder einfach aus Neugierde
der Besuch von Bouyiri´s Shop, gegenüber der Tankstelle ein Muss! Hier erfährt man von Reedopsi-Phecops und allerlei anderen Urgetieren, die da versteinert herumliegen, das meiste! Kurze
Kaffepause und weiter geht die Fahrt nach Tazzarine, einer weniger im Brennpunkt stehenden Oasenstadt! Nur bekannt geworden durch den Hollywood Streifen "Babel" mit Brad Pitt, der hier zum
großen Teil gedreht wurde. Wir wollen nach Tarbalt auf die Piste! Dort angekommen stellen wir fest, dass es für unser Hire Car nichts ist und kehren um. Eine ärmliche Stadt, die für Touristen
zur Einkehr nicht einlädt!
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Und weiter geht die Fahrt nach Nekob. Die Kasbah Imdoukal ist ein verführerisches Kleinod marokkanische Übernachtungs- und Gastlichkeitsidylle. Etwas
Besonderes für erschwingliches Geld und landestypischen Genüssen. Die andresartige Ausstattung der Gästezimmer ist hier das Sehens- und Erlebenswerte und der Preis war bei uns zumindest
Verhandlungssache. Zu guter Letzt landeten wir bei 30,- € p.P. für Übernachtung, Frühstück und Abendbrot!
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Der nächste Tag führt uns wieder über Quarzazate und dann links haltend nach Ait Ben Haddou, ein terrakotta farbener Lehmhüttenort, fotographisch ein
Leckerbissen, der ebenfalls bekannt wurde, weil hier viele biblische Filmszenen von verschiedensten Filmemachern gedreht wurden! Ansonsten herrscht hier die Bescheidenheit um mal das Wort
Armut nicht erneut zu strapazieren.
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Nun geht es unweigerlich wieder gen Marrakech über den Tizi -n Tichka Pass und verlassen die schon wüstenartig anmutende Region des großen Südens um in
die Flora nördlich des Hohen Atlas (der zu unserer Zeit noch schneebedeckte Gipfel führt) zu betreten, zu befahren. Im Ait- Ourir übernachten wir für wenig Geld, trinken noch mal eine Flasche
wohlschmeckenden marokkanischen Rotwein und gehen bei Zeiten zu Bett. Morgen müssen wir um 5:00 Uhr aufstehen, denn 9:40 Uhr startet unser Flieger von Marrakech in Richtung Frankfurt
(Hahn)!
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Fazit: Ich war schon zum dritten Mal in Marokko und stets von Marrakech in Richtung großer Süden, dem vom
Massentourismus noch nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogenen Landesteil des Königreiches! Ich mag die Menschen, besonders die freundlichen, einfachen Berber oder wegen mir, arabisierten
Berber, die Flora und Fauna und das Stück Wildnis so unweit von meiner Heimat, keine 4 Flugstunden entfernt. Ich war nicht zum letzten mal dort!
Reisen macht süchtig, Reisen bildet, reisen - auch mit knapperer Kasse macht Laune, man braucht dazu eben nur die Zeit. Die hat, wer nicht mehr rackern muss
und noch gut beisammen ist und sich Daheim nicht die Decke auf den Kopf fallen lassen will!
Bis dann also, in alter Frische und wie gehabt, euer
Andreas nebst Freunde