Seit meiner Kindheit, geschürt durch die Erzählungen meiner Mutter, bzw. meiner Großeltern zog mich die "Fliegende Zigarre", wie meine Mutter den Zeppelin nannte, in ihren Bann. Meine Mutter, die Omas und der Opa
sahen diesen Giganten auch persönlich über Dresden fliegen und freuten sich riesig über dieses Technische Wunderwerk!.
Meine Großeltern hatten noch einige vergilbte Zeitschriften vom unsägli-chen "dritten Reich", also aus der Zeit des Nationalsozialismus im Kel-lerregal zu liegen. Hier kam ich zum ersten mal mit den Luftschiffen des Grafen von Zeppelin und mit der "Hindenburg LZ 129" in Berührung. Hier die Technischen Daten!
Ihr jähes Ende am 06.05. 1937 in der Katastrophe von Lakehurst. Mit die-ser war auch die Ära Luftschifffahrt besiegelt!
Bereits im Jahre 1873 legte Ferdi-nand Graf von Zeppelin den Entwurf eines Luftschiffs vor, dem folgte im 1894 ein konstruktiver Entwurf.
Im ersten Weltkrieg wurden die Starrluftschiffe noch für militärische Aktionen genutzt, in der Zeit der Nazi- Diktatur dienten sie aber eher der zivilen Luftfahrt und zu Werbe-zwecken.
Der irrwitzige Bau eines gigantischen Flugzeugträgers mit Namen "Graf Zeppelin" von 1938 war der letzte Versuch, dir Lufthoheit zu erkämpfen. Aus dieser Phantasterei sollte nichts werden, die Gegner waren schon enteilt!. Welch "zufällige" Parallelen zu heute?
Bedauerlich war die Tatsache, dass wir nur den Museumsbesuch wahrnehmen kon-nten, da wegen des intensiven Regens ein Stadtrundgang regelrecht ins Wasser fallen musste. Wir hätten gern auch noch das Dornier Museum in Friedrichshafen besucht, doch leicht durchnässt und durchfroren (langer Weg zum Parkplatz) ent-schlossen wir uns, nach Meersburg weiter zu fahren, eine richtige Entscheidung.
Über die B 31/E 54 fuhren wir über Fischbach, Immenstaad und Hagnau erreichten letzt-endlich Meersburg.
Meersburg, die Kleinstadt im baden-württembergischen Bodenseekreis, hier leben ca. 6.000 Einwohner. Sie ist eine Museumsstadt! Hier steht u.a. die älteste, noch bewohnte Burg Deutschlands. Nach ei-ner historischen Überliefe-rung aus dem Jahr 1548 soll die Gründung der imposanten Wehranlage bis ins 7. Jahrhundert auf die Merowinger unter König Dagobert I. zurückgehen.
Ein Rundgang durch das mittelalterliche Burgmuseum ist empfehlenswert. Hier trifft man auch auf die Zimmer der großen deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshoffs, die während ihrer Aufenthalte am Bodensee auf der Burg lebte. Einen Besuch des Fürstenhäusle, unweit vom Meersburger Obertor in einem Weinberg, gehört das Droste- Museum einfach zum Repertoire!
Wir staunten nicht schlecht, der Regen wurde vom Wind verweht und die Sonne blinzelte durch die sich aufreißende Wolkendecke. Dank unseres Navi's war das Finden unserer im Voraus per Handy gebuchten Unterkunft problemlos. Im Hotel "Zum lieben Augustin" auf der Unterstadtstraße 35 checkten wir problemlos ein. Wir mussten aber spätestens nach 15 min. unsere Parkstelle verlassen, denn die Unterstadt ist Fußgängerbereich! Das ist gut so, denn die an einem steilen Rebhang des Bodensee's gebaute Kleinstadt ist seit 2004 Mitglied der "Deutschen Fachwerkstraße", dies sieht der Besu-cher auf Schritt und Tritt!
Der Parkplatz aber war ein ganzes Ende weg, er befand sich etwa in Höhe des Fährhauses Meersburg, in der Nähe des Fähranlegers Meersburg, ca. 500 m vom Hotel entfernt. Auf dem Weg vom bzw. zum Hotel gelangt man auch zur Hafeneinfahrt und auf dessen Mole zur "Magischen Säule" des Künstlers Peter Lenk, die im April 2007 enthüllt wurde.
Bis zum nächsten geplanten Zwischenstop, der zweitgrößten Stadt im Bodenseekreis, Überlingen (alemannisch auch "Ibu-ringa") waren es nur knapp 20 km. Für uns beide war die Stadt Neuland!
Die Stadt atmet mittelalterliches Flair, das wird noch augen-fälliger, wenn man liest, dass Kaiser Friedrich I. Barbarossa (Adelsgeschlecht der Staufer) der Siedlung 1180 das Markt-recht verlieh. Die spätere "königliche Stadt" erhielt im 13. Jahrhundert eine Befestigung um die Kernstadt, die heute noch zu sehen ist. Der Kupferstich um 1650 von Merian bei Wikipedia unterstreicht das für die Kernstadt deutlich.
Wir hatten uns einen Park-platz am alten Hafen ergat-tert und begannen unseren Rundgang an der dort be-ginnenden Seepromenade. Das Wetter, einfach genial und die Eindrücke der Stadt auf uns, großartig.
Auf dem Weg von unserem Parkplatz über die Seepro-menade zum Landungs-platz, das sind ca. 300 m zeigte sich Überlingen be-reits von seiner besten Sei-te. Auf dem Landungsplatz liefen wir geradewegs er-neut einem Kunstwerk des Herrn Peter Lenk in die Arme, nämlich dem Brunnen "Der Bodenseereiter"!
Schade ist nur, das die schönen beiden Brunnen auf dem Marktplatz (Hofstatt), nämlich der Suso- Brunnen und der Kaiserbrunnen viel zu kurz weg kamen.
Nach Überlingen, eine Stadt, der man mehr Aufmerksamkeit wid-men sollte, als wir dies taten, sattelten wir wieder unseren ge-mieteten i20 und fuhren zielstre-big ans westliche Ende des Über-linger See's nach Bodman-Lud-wigshafen weiter. Dafür gab es einen zwingenden Grund, wir wollten uns unbedingt das von Peter Lenk geschaffene, provo-kante, gesellschaftskritische Trip-tychon-Relief betrachten.
Es zeigt schonungslos die Unmoral, die Raffgier der Prominenz in Wirtschaft, Po-litik, Kirche und Kultur, die hier ans "Brett" nagelt und vorführt werden. Der Titel des Reliefs "Ludwigs Erbe" zeigt die Obszönität von Macht und Geld von einst und jetzt!. Zugegeben, wir aus dem Tal der Ahnungslosen kommenden "Neudeutschen" hatten keinen Schimmer von der Existenz des Künstlers (Bildhauers) Peter Lenk. Hinter diesem Link erklärt der Künstler Peter Lenk die wesentlichen Relief-Details. Amüsant und doch so wahr, Otto- Normalverbraucher spielt im Reigen der Gierigen und Mächtigen keine Rolle, er ist lediglich Wasserträger wie eh und je.
Doch was wir von ihm sahen, gar manches im Vordergrund zu sexistisch angehaucht, fanden wir, passt zu seiner Interpretation seines Kunstwerks, "Wenn es um ihre Privilegien geht und darum, dem Bürger das Geld aus der Tasche zu ziehen, dann halten sie sich alle die "Stange". Politik ist viel pornografischer als jede Kunst". – Quelle: http://www.mz-web.de/8598294