Allwöchentlich, jeden Dienstag trifft sich in Dresden- Strehlen "Die Sauna" ein illustres Völkchen von Seniorinnen und Senioren zum günstigen Seniorenan- gebot um 9:00 Uhr für etwa vier Stunden Entspannung zu günstigen Preisen. Das Saunateam um die Chefin Frau Hille bzw. Frau Barth ermöglichen es uns, in der gemütlichen und überschaubaren Saunalandschaft total zu relaxen. Wir sind schon zu DDR-Zeiten in dieser Sauna ein- und aus gegangen!
Wir kommen schon seit Jahren um diese Uhrzeit hier zusammen, man kennt sich, man spricht über alles Mögliche und natürlich auch über Urlaub, so er denn bevor steht bzw. über die Erlebnisse des Verbrachten.
Es bilden sich zwangs- läufig Interessengrup- pen und so kam es zu Beginn dieses Jahres, das uns Brigitte auf ihren schon seit län- geren gehegten Wunsch, Kuttenberg (Kutná Hora) in Tsche- chien besuchen zu wollen, aufmerksam machte.
Wir. d.h. Dieter, Han- nelore und ich wurden mit Informationsmaterial von ihr ausgestattet und nach kurzer Zeit fassten wir vier den Entschluss, Anfang Mai 2014 die Silberstadt in der Nähe Prag´s auf zu suchen. Ein günstiges Hotel in der historischen Altstadt wurde kurzer Hand online gebucht und am 07.05.2014 ging die Post ab!
Über Bad Schandau, Hřensko, Česká Kamenice, Doksy, Mladá Boleslav, Nym- burk, Kolin ging die genüssliche Fahrt über 185 km nach Kutná Hora. Wohl wissend, dass dieser "Kurzbesuch" nur der Anfang weiterer Trips in die historische Stadt Mittelböhmens sein würde.
In Kutná Hora - deutsch Kuttenberg angekommen, ließen wir uns vom Navi führen und gelangten mühelos zum Garni Hotel Na Havlíčku, ein schönes kleines Hotel in bester Lage. Das Preis- Leistungsverhältnis, die Hotel- zimmer und das Breakfast waren des Lobes wert. Ein Stellplatz für den PKW gab es auch, was will man mehr!
Die Klamotten in die Zimmer und erst ein- mal etwas für den Magen im Restaurant nebenan und dazu, was sonst, ein dunkles böhmisches Pivo!
Danach begannen wir, die Silberstadt per pedes zu erkunden. Der Silbererz- bergbau hier schon seit 1131, der schon Ende des 13. Jahrhunderts ein Drittel der europäischen Silberpro- duktion ausmachte, begründete den Reichtum der Stadt! Kuttenberg wurde zum Prägezentrum des soge- nannten "Prager Groschens" - eines der stabilsten Währungen seiner Zeit. Die Kirchen, Stadthäuser und Gebäu- de belegen das eindrucksvoll! Sie wurde nach Prag, die zweitbedeuten- ste Stadt des Königreiches Böhmen.
Die Kuttenberger Untergrund hat so viele Löcher wie der Emmentaler Käse. Er ist voll von Gängen und gefluteteten Schächten und trotzdem wurde am ganze Berg gerade an den Stellen die Stadt gebaut, wo sich heutzutage nur Wasser und Hohlräume befinden. Früher gab es dort nämlich Silber.
Die Geschichte des Kuttenberger Bergbaus reicht bis zum Jahre 985, aber das richtige Silberfieber brach erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts aus. Wenn man an Fieber leidet, denkt man nicht besonders gut nach und wenn man noch einen Hammer in die Hände bekommt, fängt man an zu graben, überall wo es glänzt. Die Bergwerke wurden ohne Bedenken gegründet, nur in der Aderrichtung und man grub schnell, um möglichst viel mitnehmen zu können. Berghauer und Abendteuer kamen aus der breiten Umgebung hierher, die meisten waren aus Deutschland. In den oberen Schichten fanden sie Silber in der reinen Form, aber wenn es abgebaut wurde, mussten sie tiefer und dazu musste es von verschiedenen Verunreinigungen gereinigt werden. Zwischen den Jahren 1290 bis 1350 wurde hier täglich ca 55 kg Silber abgebaut. Wenn man bedenkt, dass Kuttenberg im Jahre 1350 etwas über 15 tausend Einwohner hatte, waren es mindestens 1,25 Kilo pro Person in einem Jahr. In der Wirklichkeit nahm den größten Teil des Gewinns der Investor, Förderer oder König und für den Berghauer blieben, nachdem er Brot und Bier gezahlt hatte, wieder nur die Arbeit mit dem Hammer. Natürlich gab es auch Ausnahmen, es wurde auch ziemlich viel gestohlen. Silber hatte nämlich die Zauberkraft, aus einem gewöhnlichen Menschen einen vollkommenen Edel- mann zu machen.
Berghauerfrauen brachten es bis zur siebenfachen Witwe, Berghauer lebten im ständigen Gefahrgefühl (Wassereinbruch, Luftmangel, Verschüttung) und waren deshalb der Frömmigkeit zugetan - was von den vielen Kirchen zeugt. Die Schachttäufung in Kutná Hora reicht bis in 500 m Tiefe!
Im Jahre 1757 verlor Kuttenberg nach der Schlacht am Taborberg bei Prag das Münzrecht!
In Kuttenberg gab es auch bis zu 60 Brauereien! Kneipen und Kirchen prägen auch heute noch das Stadtbild und sind Bestandteil des kulturellen Lebens.
Quelle: angelehnt an Online Travel Solutions
Tag zwei unserer Kurzreise endete nach einer gut durchschlafenen Nacht mit einem sehr ordentlichen Frühstück im unmittelbar nebenan befindlichen Hotel "U Vlašského dvora"! Reichliche Auswahl und gesonderte Bestellung von Frühstücksei - Varianten inklusive ließen uns den sonnig schön werdenden Tag optimistisch beginnen. Wir liefen nochmals die Komenskeho ulice, vorbei am Welscher Hof - davor die Statue von Tomáš G. Masaryk, erster Präsident der Tschechoslowakei, der St. Jacobskirche zum 1495 fertig gestellten goti- schen Steinbrunnen, zum St. Barbara Dom, dem Jesuitenkolleg und zur Fronleichnamskapelle.
Bei herrlichsten (fotografier) Wetter marschierten wir weiter zur Kirche des St. Johannes von Nepomuk, das Steinerne Haus, dem Pestsäule, dem Ursu- linenkloster und Sankturinhaus. Wir wollten unbedingt zum Sedletz-Ossa- rium (Beinhaus), der morbiden Schönheit aus 40.000 Menschenschädeln und Gebeinen und zur Maria Himmelfahrt u. St. Johannes d. Täufer Kathedrale im Stadteil Sedlec. Diese Strecke fuhren wir mit dem Auto.
Doch damit nicht genug, das schöne Wetter ließ uns noch zu nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten fahren. Wir wollten nach Čáslav (Tschaslau) und vor allem zum 25 km entfernten gotischen Schloss des Herrn Henry von Lichten- burg (1289) nach Žleby (Schleb).
Das schöne Wetter rief auch viele Touries auf den Plan und so waren wir im rund 2.000 Einwohner Städtchen Žleby alles andere als allein! Parkplatzsuche war angesagt, wir fanden einen und ab ging es zum Schloss Žleby.
Doch die Enttäuschung war uns an zusehen. Eintritt nur mit Führung (nur tschechisch und englisch) und in drei Gebäudekategorien mit straffen Preisen. Das gesamte Schloss von innen zu betrachten, kaum möglich, da alle drei Besichtigungen hätten gekauft werden müssen. Ergo, Rückzug war angesagt!
Am dritten und letzten Tag unserer Kurzreise in die Zentralböhmische Region stärkten wir uns erneut mit einem ordentlichen Frühstück und fuhren an- schließend in die einstige Königsstadt Čáslav am Eisengebirge (Železné hory).
Die heilige St.Peter und Paul Kirche und die der 22 m hohe Turm der Otaka- rova Bastion aus dem Jahre 1340 war für uns leider nicht geöffnet und so ging die Fahrt nach einem kleinen Stadtrundgang weiter über Schloss Žleby zum Schloss Kačina das von Graf Jan Rudolf Chotek erbaut und 1822 fertig gestellt wurde.
Hier gelang es uns, an einer Führung mit deutschen Informationstext teil zu- nehmen. Es war ein würdiger Abschluss denn danach fuhren wir erneut durch schöne böhmische Landschaften in Richtung Heimat.
Na shledanou - Goodbye - Auf Wiedersehen