Mitte Oktober 2013 haben wir uns, das waren unser Freund Manfred aus dem Raum Köln sowie Hannelore und ich, zum vierten Mal ins Königreich Marokko in Bewegung gesetzt. Erstmals nicht in Richtung Süden, will heißen, nicht in Richtung Sahara!
Einige Novums hatte dieser neuerliche Marokkotrip schon zu verzeichnen.
Insider wissen das, doch für manch einen Traveler sei gesagt, der Airport Düsseldorf-Weeze hat genau so wenig zu tun wie wenn ein Hesse sagt, Heidel- berg bei Frankfurt! Zwischen Düsseldorf und Weeze liegen über 81 km und der Airport liegt dicht an der niederländischen Grenze!
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass man beim Auschecken und am Laufband der Luggage mehr Niederländer sieht als Deutsche! Trotzdem, hier gefiel es uns besser als in Frankfurt-Hahn!
Die nicht all zu große Entfernung von 2.502,96 km von Weeze nach Marra- kesch haben wir problemlos zurück gelegt. Auf dem Airport Marrakesch Menara erwartete uns allerdings die erste große Hürde! Die bei Atlasoption und dem Vermieterpartner "Locationauto" per Internet bestellte und bezahlte Autoreser- vierung gestaltete sich sehr problematisch! Dieser Vermieter reagiert nur auf ein Telefonat, das allerdings stand nirgend wo! Locationauto, extrem preis- wert, muss man also anrufen, das sollten sich Interessenten merken. Hier stimmt das Preis/Leistungsverhältnis perfekt!
Die Übernahme ! und die unproblematische Übergabe gestalteten sich tou- ristenfreundlich!
Wir landeten in Marrakesch, wie angesagt, fanden mit Mühe unseren preiswerten Ver- mieter und fuhren in unser erstes, per Internet orga- nisiertes, Domizil in Marrakesch! Ohne genau zu wissen, wo wir landen, fuhren wir per Mietwagen zum Riad Jddi. Trotz Navi war die Anfahrt beschwerlich, denn wir tauchten tief in die Medina ein. Der Parkplatz war dann nochmal eine Hürde! Mein mir bekanntes Riadhotel war leider während unserer Reisezeit belegt! Noch am gleichen Abend liefen wir durch einen Teil der Medina von Marrakesch
bis zum Djemaa el Fna! Am Abend in den Souks konnten wir bemerken, dass am nächsten Tag etwas besonderes in der Luft lag. Mein Freund und Partner Abdelhay informierte mich schon per @ über den wichtigen isla- mistischen Feiertag am 16. Oktober. Was uns jedoch genau erwarten würde war uns bis dato nicht bekannt!
Endlich sind wir ange- kommen im Riad Jddi, unserer ersten Logis! Eine eher, sagen wir gewöhnungsbedürftige Unterkunft, die schon bessere Zeiten hatte. Sie war in einem tech- nisch fragwürdigen Zustand, doch der Preis stimmte! Einzig das traditionelle Dekor beeindruckte! Doch was interessierte uns die Unterkunft, wir wollten die Metropole besichtigen, die wir ja schon von früheren Reisen her kannten! Vom hier oft anzutreffenden Dachbaldachin des "Hotels" aus, hatten wir eine extravagante Aussicht auf die Medina von Marrakesch. Diese alte Königstadt ist für einen Trip derartig empfehlenswert, dass man ohne Über- treibung von einer Bildungslücke sprechen kann, dort nicht gewesen zu sein.
Am Vorabend des schon genannten Opferfestes war das Tamtam der Gaukler und das Gewusel der Menschenmassen in den Souks der Medina und auf dem
Djemaa el Fna (Platz der Geköpften) so, wie ihn fast jeder Tourist kennt.
Doch ehrlich, seltenst kann man ein Foto von den Souks in Teilen der Medina aufnehmen, was derart menschenleer ist, oder? Schuld war das Opferfest!
Abdelhay hatte sich mit mir für den 16.10. nach 16:00 Uhr in unserer Unter- kunft verabredet. Eher war es ihm nicht möglich. Warum, erfuhren wir von ihm während unseres Gespräches - familiäres Opferfest!
Nach den Erläuterungen zum Opferfest durch Abdelhay und mein nachle- sen über die sieben Weisheit, die sich hinter dem Schlachten verbergen sowie das Warum und Wieso waren wir etwas schlauer. Fragen gibt es dennoch! Warum erfolgt die Schlachtung (Schächtung) im Wohnbereich; dem Schaf wird mit einem gezielten Schnitt die Kehle durchtrennt; die Kinder sind bei dem Ritual mit anwesend! Doch am frühen Morgen dieses Tages noch nicht. Da entstehen beim Betrachter schon berechtigte Zwei- fel. Die engen Gassen der Medina (Stadtteile) von Marrakesch vermittel- ten uns Touristen aus dem Okzident teilweise "schlachtfeldähnliche" Zustände, zu hunderten werden die Schafköpfe auf den Straße und Gassen von meist Jugendlichen über offenem Feuer gegrillt! Ein eckliger, ja sehr penetranter Geruch machte sich breit! Schon nach dem Verlassen des Hotels empfing uns das Opferfest! Doch nun die Fotos!
An dieser Stelle bedanken wir uns bei Abdelhay für seine hilfreichen Informationen. Wir achten die Religion der Islamisten Marokko´s! Man muss sich mit dieser Religion auseinander setzen, ja befassen um sie zu begreifen. Das Opferfest am 10. Dhul-Hidscha und ist neben dem Fastenbrechfest das zweitwichtigste Fest des Islam. Wen es interes-siert, der kann hier in der Islam-Enzyklopädie schlau lesen.
Dieses islamische Opferfest resultiert aus einer uralten Überlieferung und der kulturellen Entwicklung, es ist Höhepunkt der Pil-gerfahrt (Hadsch) nach Mekka aller Muslime.
Tags darauf wurde es ernst, denn wir wollten zu Günther und Diana nach Ounara (Ounagha). Nach ca. 153 km auf der N8/R207 waren wir schließlich in dem Ort, Übernachtung - Fehlanzeige!. Kurze Suche und schon Klingelten wir bei den beiden. Ihre beiden Hunde schlugen zuerst an! Wir wurden herzlichst empfangen, ich übergab Günther seine "Räucherartikel", wir besichtigten das Anwesen und haben anschließend ganz lecker gegessen! Es war ein schöner Abend mit Freunden, die wir über soziale Netzwerke kennen lernten! Sehr spät fuhren wir noch nach Essaouira und fanden noch das Hotel Riad Souiri! Am nächsten Tag zeigten uns Günther und Diana die historische Hafenstadt, es war sehr interessant und sehr schön mit den Schulzes!
Essaouira´s Medina, ein bildlich auf unserer organischen Festplatte dauerhaft gespeichertes Erlebnis, zur Nachahmung empfohlen. Wir verabschieden uns von Schulzes und fahren, entgegen unserer Planung, auf der küstennahen Straße R301 die ca. 260 km über Safi in die einstige portugiesische Hafenfes- tung El Jadida. Zuvor ging ich zu Fuß unweit von Port de pêche Akermoud an die Atlantikküste und fotografierte ein verlassenes Fischerdorf. Die Be- sichtigung der Cité Portugaise in El Jadida (WHC 2004) ist sehr historisch und verdammt interessant! Anschließend lagen noch 107 km vor uns um kurz der Hafen- stadt Casablanca und hier speziell am Leuchtturm Phare El Aank mit Blick auf die imposante Moschee Hasan ll., einen Kurzbesuch ab zustatten. Wir hatten nämlich noch einiges vor und fuhren schnurstraks weiter (ca. 260 km) in die alte Königsstadt Meknes.
Von Meknès nach Volubilis, der am westlichen Rand des antiken altrömischen Reiches in Nordafrika gelegenen, einstigen
Stadt, waren es nur etwa 28 km auf der N13 (vorbei an der heiligen Stadt Moulay Idriss) in nördlicher Rich- tung. Es ist
eine archäologische Stätte karthagischen Ursprungs am Fuße des Zerhoun Gebirges. Der
Ort wurde um das Jahr 25 unter dem römisch- berberischen König Juba ll.
gegründet und erlebte seine Blütezeit im 3. Jh.! Beeindruckend sind die recht gut erhaltenen und einzigartigen Mosaiken, der Triumphbogen und der Via Maximus. Ein Besuch des Areals von Volubilis (WHC 2008) ist lohnenswert!
Von Volubilis nach Fès sind es über Zegota auf der N4 nur etwa 82 km. Diese führe vorbei am etwa 40.000 km² großen Barrage Sidi Chahed. Der See sorgt für die Wasserversorgung eines Einzugsbereichs von rund 5,9 Mio. Einwohnern und ist mit ca. 170 Mio. m³ das größte Wasserreservoire Marokkos! Ein Stopover ist muss! Über Douyet landet man schließlich in der ältesten Königsstadt Marokkos, in Fès. Was soll ich über Fès sagen, man muss diese Stadt mit der ältesten, noch existierenden Universität der Welt (Universität al-Qarawiyīn- gegründet 859) einfach selbst erleben! Über sie zu schreiben lohnt hier nicht, sie, die Stadt ist schon etwas Be- sonderes! Allein der gestankorientierte, doch verdammt interessante Besuch der mittelalterlichen Chouara Gerbereien von Fes ist es wert.
Nach der Besichtigung der ältesten Königsstadt Marokkos (man sieht ihr auch das Alter an) begaben wir uns auf die letzte Etappe unserer Tour! Das war noch einmal eine "Hammeretappe"! Bis zu den Ouzoud Wasserfällen waren es über Azrou und vorbei am Barrage El Hansali noch 421 km auf der N8. Im nahen Beni Mellal bezogen wir noch einmal ein bescheidenes aber preis- günstiges Nachtquartier!
Tags darauf fuhren wir nach Oulad M´Barek um kurz danach auf die R304 (P3105) abzubiegen um zu den Cascade d'Ouzoud am Flüsschens Qued Ouzoud zu gelangen. Diese ca. 110 m hohen Wasserfälle befinden sich im Mittleren Atlas in der Nähe des Dorfes Tanaghmeilt. Der Abstieg in die die grüne Region des Canyon, vorbei an vielen Souvenirständen, einheimi- schen Picknicklokalen und possierlichen Berberaffen ist leicht. Dieser Abstecher hat sich echt gelohnt.
Am letzten Tag ging es nach Marrakesch und noch einmal in die Medina um dann vom Airport Menara den Heimflug anzutreten. Es war eine eindrucks- volle und äußerst interessante Tour!