Trotz eingehender Tourenbetrachtung fiel es uns nicht weiter auf, dass diese Reiseetappe zu den wohl Schönsten und Erlebnisreichsten avancieren würde. Warum, das erklärt allein das Streckenprofil. Zu Beginn sah das auch noch nicht so aus, denn mit der TiLO über Bellinzona nach Lugano zu fahren war belanglos oder besser, ohne besondere Highlights.
Doch der anschließende Reise- abschnitt mit dem Bernina Ex-press Bus entlang des Nord-ufers vom Lago di Lugano und später des Westufers am Lago di Como war eine zauberhafte Genussfahrt.
Ab Sorico (kurzer Stopover), entlang der Weinberge des Veltlins (bekannt für ihre Wei-ne von Weltruf), fuhren wir weiter durch das malerische Adda Tal, vorbei an der Pro-vinzhauptstadt Sondrio zur mittelalterlichen Stadt Tirano mit ihren histori-schen Palazzi´s aus Bündener Zeit. Das Veltlin war im Drei Bünde Freistaat das Untertanenland. Die Busfahrt durch den Norden der Lombardei, ein ro-mantischer und gleichsam entspannter Reiseabschnitt via St. Moritz!
Das sich als größtes Highlight heraus kri-stallisierende Fahrt-erlebnis gestaltete sich in der Reiseetap-pe mit dem Bernina Express Bahn. Die faszinierende, wie absolut beeindruk-kende majestätisch kühle Bergwelt trifft auf die Wärme des italienischen Charme. Vor kurzem noch Pal-men, nun schroffer, nackter, eisiger Fels! Gegensätzlicher und somit auch reizvoller kann ein Reiseelebnis in der Natur nicht sein. Zudem noch im komfortablen Bernina Express!
Während unserer knapp 61 km langen Fahrt überqueren wir 52 Brücken, fahren durch 13 Tunnel/Galerien und überwinden einen Höhenunterschied von 1.824 m in 2,3 Stunden. Auf der Berninaline-Bahn (ohne Zahnstangen) ist wohl das Kreisviadukt vun Brusio die bautechnische Attraktion schlecht-hin, die hier eine 70 %ige Steigung überwindet.
An der Station Alp Grüm sieht man den Palügletscher nebst See. Die Station Ospizio Bernina (Bernina Hospiz) ist mit 2.253 m ü.M. der höchste Punkt der Rhätischen Bahn.
Vorbei am Lago Bianco und links mit dem Blick auf den Piz Bernina mit der Berninagruppe, dann dem Berninabach folgend, die Talstation der Muottas-Muragl-Bahn rechts liegen lassend, fahren wir im Zweistromsystem geteilten Bahnhof (Albulaline=Wechselstrom/Berninaline=Gleichstrom) St. Moritz ein und sind im Kanton Graubünden.
Zweifelsohne, ein außerwöhnliches Meisterwerk (Bauzeit 1908 bis 1913) der Ingenieurbaukunst, welches zurecht in untrennbarer Verbindung mit der Na- tur ein einzigartiges UNESCO Welterbe (2008) ist.
Wir sind im Engadin, in der Nobeldestination St. Moritz (Heilquellen bereits 1466 erstmals erwähnt) angekommen und haben eine rund 61 km lange, herrliche und äußerst imposante und für mich mit der White Pass & Yukon Route (Alaska/Kanada) wohl eindrucksvollste Eisenbahnstrecke meines bisherigen Lebens befahren. Meine, unsere Begeisterung hielt sich nicht in Grenzen, es war einfach irre!
Das Sahnehäubchen setzte uns dann noch die hoteleigene Shuttle Line oben auf, denn im nu war unser Gepäck vom zuvorkommenden Fahrer im Fahr-zeug verstaut und kurze Zeit später standen wir an der Rezeption im "Hotel Eden" (Mitten in St. Moritz) und wurden herzlich und sehr freundlich em-pfangen und begrüßt. Die Formalitäten waren schnell erledigt, das Gepäck schon auf unserem ausgezeichneten Zimmer, der Tag war ein Highlight!
Nach angemessener Akklimatisierung wollten wir so viel als möglich von St. Moritz (Dorf) mit bekommen und marschierten nach dem Abendbrot im Restaurant Diamond, ein leckeres und preiswertes Angebot gab es hier, ins "Dorf", 1830 soll es hier nur 200 Einwohner gegeben haben!
Anderen Tags, nachdem wir sehr gut an der Hotelrezeption über nahe Se-henswürdigkeiten informiert wurden und zudem noch zwei Freitickets für die Muottas-Muragl-Bahn (MMB) erhielten, führte uns der Bus zur Talstation der Standseilbahn. Wir warteten nicht lange und fuhren mit der schon 1907 er-öffnetten Bahn 709 m (auf 2.185 m Länge) nach oben auf die 2.448 m hohe Bergstation des Muottas Muragl der noch acht höher Meter ist. Die Aussicht auf das Oberengadin und dessen Seenplatte war blanke Faszination, vor al- lem, weil auch das Wetter mitspielte! Bedauerlich, wir mussten weiter da der Glacier Express und das Hotel in Zermatt bereits gebucht waren!
Wie das im Leben nun mal so ist, spielen oft die kleinen Dinge am "Rande" in der Erlebniswelt eines Menschen eine nicht unbeachtliche Rolle. Während unserer großen Schweizrundreise mit Bahn und Bus, das allein ist schon recht un-gewöhnlich für mich, übernachte-ten, bewohnten wir kurzzeitig meh-rere Hotels im "Drei Sterne" Seg-ment. Das ist für mich/uns und un-serem Geldbeutel vollkommen aus-reichend.
Ob Luzern, Interlaken, Zermatt oder Locarno, nirgend erreichte der Ho-telier/Besitzer/Betreiber der Eta-blissements eine solch wohltuende Beziehungsatmosphäre wie im "Eden Unique Hotel" in St. Moritz. Die gute Seele des Hauses, die Che-fin Frau Jehle-Degiacomi ist mit Herz, Wort und Hand bei der Sache und lässt das auch den Hotelgast spüren. Die Übertragung ihres persönlichen Leitungstils auf das gesamte Kollektiv fällt eher unter die Rubrik, reflektierende Inanspruchname, Respekt!
Nur zur Vorbeugung eventueller Spekulationen, ich beziehe "Null" Tantieme und wurde auch nicht lanciert, ich (da selbst einmal Chef gewesen) ziehe lediglich Bilanz und betrachte diese "Aufmerksamkeit" als Dank für ihre, uns zu Teil gewordene Gastnähe in diesem schönen Hotel, Mitten in St. Moritz.
Meine Empfehlung, wer einzig wegen der Natur und des Genusses der Schönheit des Oberengadin nach St. Moritz fährt, sollte hier einchecken!
Der wesentliche, der eigentliche Grund unserer Schweizrundreise war, mit dem langsamsten Schnellzug der Welt, dem Glacier Express (berühmteste Bahn der Welt) die wohl schönste Bahnstrecke der Welt zu befahren. Der Werbeslogan zumindest, machte uns das schmackhaft!
Die "spektakuläre" Zugfahrt im komfortablen Panoramawagen ab St. Moritz begann leider kurz nach dem Start mit der Mitteilung, dass der Zug nicht, wie üblich, die Albulalinie fahren kann!? sondern über Klosters und Davos, also hinten herum nach Chur fahren muss, Anschiss pur! Somit wurde uns die wesentlich spektakulärere Fahrt vor enthalten.
Der Passagier sitzt zwar vornehm im komfortablen Panoramawagen (klima-tisiert) aber ein ordentli-ches Foto von der vorbei huschenden Landschaft ist eine Fehlanzeige! Beim Tage zuvor von uns eben- falls genutztem Bernina Express war für den "Foto-grafen" wenigstens ein Fenster im Gang zu öffnen um hier und da ein unver-spiegeltes Foto zu knipsen. Ich hatte ja mit einigen Haltepunkten an besonders reizvollen Standorten ge-rechnet, doch dem war nicht so! Hauptsache der Service nebst attraktiven Preisen stimmte! Wir sind ja nun nur 2. Klasse gefahren, ob mein Wunsch in der 1. Klasse hätte erfüllt werden können, entzieht sich also meiner Kennt-nis!
Wir sind zwar, wie werbewirksam versprochen durch herrliche Alpenland-schaften gefahren, fotografiert, ordentlich fotografiert habe ich jedoch fast nix! In der Gegenüberstellung Bernina- zu Glacier Express hat letzterer ganz schlechte Karten. Ich/wir werden diese spektakuläre und hoch gepriesene Reise nie mehr unternehmen! Der Flyer das eine, die Tatsache das andere!
Am 10.09.14 kamen wir am späten Nachmittag zum zweiten mal in Zermatt an, wurden, wie selbstverständlich, wieder vom hoteleigenen Elektrotaxi ab-geholt und ab ging es wieder ins schöne Hotel Holiday!
Übrigens, eine sehr empfehlenswerte Destination in Zermatt! Wir bedanken uns an dieser Stelle beim gesamten Hotelteam für die uns entgegen gebrach-te Gastfreundschaft!
Noch einmal, hier im Restaurant "La Caleche" gut Speisen, letzter abendli-cher Spaziergang durch Zermatt und dann ab in die Koje.
Am 11.09.14 war leider schon wieder unsere Abreise geplant und etwas schwermütig, ob der wunderschönen Eindrücke aus dem Switzerland, ging es ab zum Bahnhof, prompt wieder mit dem Hoteltaxi!
Zuvor lugten wir noch einmal zum Matterhorn und siehe da, es zeigte sich, allerdings nur ein bisschen.
Mit folgendem Foto schließe ich das Kapitel, Bahn- und Busrundreise durch die Schweiz ab. Dieter und ich erlebten die Einzigartigkeit, die Schönheit, das wundervolle Ambiente und Schweizer, an die wir uns sehr gerne erinnern werden. In diesem Sinne - Uf Widerluege, Ciao!