Als wir am 04.09.2014 kurz vor 9:00 Uhr in Interlaken West auf unseren Zug warteten, mit dem wir bis Zwei-simmen zum Umstieg auf die Golden Pass Bahn fahren würden, wussten wir noch nichts von der Historie die-ser Bahnstrecke. Die Montreux–Ber-ner Oberland-Bahn (MOB-schweize-rische Schmalspurbahngesellschaft) wurde 1899 gegründet. Die 75 km lange Strecke von Zweisimmen nach Montreux (1910 eröffnet), großteils durch das Simmental, später durch das Flusstal der Saane führend, ist ein landschaftlich visueller Leckerbissen! Hier begegnet man den traditionellen Berner Bauernhäusern in intakter natürlicher Umgebung bis hin zum welt-bekannten Ferienort Gstaad. Durch das Pays D´Enhaut und Greyerzer Land führt die Strecke über den Kamm der Waadtländer Voralpen und windet sich durch die Rebhänge hinunter zum Genfer See nach Montreux! Über zwei Stunden Bahnromantik pur, eine stilvolle Bahnfahrt mit atemberaubenden Ausblicken, ohne jeden Zweifel. Die SwissCard rechnet sich auch hier!
Über die mehr als 100 jährige Geschichte der MOB könnte ich nicht berich-ten, gäbe es das Internet nicht. Wir Sachsen wussten davon garnichts, wo- her auch! In die Schweiz konnten wir seiner Zeit nicht reisen, die öffentli- chen Medien berichteten darüber nicht, ergo hier existierte für uns nur eine Blackbox! Umso erfreulicher, jetzt darüber mehr zu erfahren! Wir registrie-ren lediglich die Tatsache, schön, dass es soetwas wie die Golden Pass Li-ne gibt, wenn auch spurweitenbedingt mit Umstieg!
Wie treffend beschreibt der Bahnbetreiber die Tatsache - eben noch Palmen und südliches Ambiente und geraume Zeit später, Bergwälder, wilde Wasser und voralpine Märchenwelt! Der Kontrast könnte nich größer sein!
Weiter geht die etwa 110 km lange Bahn-fahrt mit der SBB von Montreux über Martigny (Rhône - Knie) und Sion (Sit-ten), also durch das Rhônetal nach Visp.
Die 812 km lange Rhône, im Kanton Wallis wird sie auch Rotten genannt, ent-springt am Rhone-gletscher.
Sie mündet, nach-dem sie das Kanton Waadt durchfließt (Chablais) in den Genfer See. Interessant ist die Tatsache,
das die Rhône für den Seedurch-fluss immerhin 11,4 Jahre benötigt. In der Schweiz ist der Fluss nur 119 km lang, nachdem die Rhône drei Flusskorrekturen (Kanalisierung) über sich ergehen lassen
musste, zuvor war sie 230 km lang. Uns fiel besonders der weit verbreitete Weinanbau in diesem Teil der Schweiz auf! Weinberge und
Weinhänge begleiteten uns fast die gesamte Bahnfahrt.
Und dann endlich sind wir im Oberwallis, der heutigen Industrie- und Wirt-schaftsstadt Visp gelandet, dem letzten Umstieg in Richtung Zermatt!
Nach sehr kurzer Umsteigezeit sitzen wir schon in der Matterhorn Gotthard Bahn (im Jahre 2003 infolge Zusammenschluss gegründet) und fahren mit dem rot-weissen Erlebnis-zug durch eine zau-berhafte Land-schaft. Die reichlich 35 km lange Strek-ke (1891 in Betrieb genommen) über-windet einen Höhenunterschied von 955 m mit fünf Zahnstangenabschnitten und das alles im Tal der Vispa! Wir fahren durch 15 Tunnel und Galerien mit einer Gesamtlänge von 3.027 m.
Beeindruckend und zugleich erschütternd fahren wir am Brunegghorn bei Randa vorbei und starren auf die katastrophalen Gesteinsmassen vom Berg-sturz am 18. April 1991 hinauf. Drei Wochen später rutschte dann der Berg weiter ab und über 33 Mio. m³ Geröll stürzten ins Tal. Der Flusslauf der Matter Vispa, die Bahnstrecke und die Straße nach Zermatt wurden z.T. verschüttet. Verblüffend für uns Flachlandtiroler war die Tatsache, dass selbst an den Südhängen des Vispatals noch Weinanbau betrieben wird!
Wir waren endlich am Ziel - autofreies Zermatt - und waren froh darüber, mit der "Elektrotaxi" des Holiday Hotel Zermatt vom Bahnhof abgeholt worden zu sein. Es war ein Trostpflaster für das sich immer mehr eintrübende Wetter, was für den nächsten Tag keine positive Prognose erahnen ließ! Die Aussicht vom Hotelzimmer auf das Matterhorn war eine glatte Fehlanzeige - siehe letzte Fotos in der Galerie!
Bei guter Sicht und schönem Wetter sieht man vom Hotelbalkon das Matterhorn, siehe Foto unten! Das Hotel übrigens ist sehr empfehlenswert!
Am 05.09.2014, dem Tag nach unserer Ankunft in Zermatt, herrschte, wie bereits geahnt, ganztägig, gelinde ausgedrückt, Sauwetter. Nichts von dem, was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir "abarbeiten"! Das Matter-horn und umliegende Gipfel waren überhaupt nicht zu sehen, vom Niesel- über Land- bis zum Starkregen, alle Wasserformen von oben hatte der Tag im Repertoire.
An eine Fahrt mit der Gornergratbahn war nicht im entferntesten zu denken. Der lang gehegte Wunsch, Europas fünfthöchsten, jedoch weltbekanntesten Berg aus nächster Nähe sehen und fotografieren zu können, erfüllte sich leider nicht! Ergo, es musste Plan B her! Der lautete Gorner Schlucht & "Dorfrundgang" (Oberdorf, Kirchplatz, Bahnhofstr.) was solls, ärgern ist nicht und macht zudem noch krank und hässlich!
Nach dem Abendbrot, das Wetter hatte sich etwas gebessert, entschlossen wir uns noch auf einen Absacker in einem gemütlichen Lokal und lernten da-bei drei nette und aufgeschlossene Deutsche kennen, die sich hier ihre Bröt-chen verdienen. Der Michl, der Moritz und der Burghard können sich mittels ihres Verdienstes hier sehr große Brötchen leisten, wir waren erstaunt!
Mittlerweile besteht zwi-schen Michael (Michl) und Moritz, beide Deutsche und in Zermatt in der Gastrono-mie tätig, eine emsige Kor-respondenz. Da wir während unseres Aufenthalts (Anfang September 2014) in Zermatt kein Fotografenwetter hat-ten um auf den Gornergrat zu fahren, erhalten ich von ihnen die neuesten Fotos vom einzigartigen und auch weltbekannten Matterhorn und mehr. Hier die ersten Kostproben und schon mit Neuschnee im Oktober.
Und als kleinen Leckerbissen noch ein Wintervideo von Zermatt/Matterhorn hinterher, damit sich die schnuckeligen Fotos von Dir, lieber Michl nicht fürchten!